Chinas Börsen üben Marktwirtschaft

An Chinas Inlandsbörsen spielte sich in den letzten Monaten ein wildes Treiben ab. Nachdem die Börsen in Shanghai und Shenzen von November 2014 bis Mitte Juni dieses Jahres eine glatte Verdoppelung hinlegten, ging es seither um ca. dreißig Prozent abwärts.

Dies rief die kommunistische Regierung auf den Plan, die mit der drastischen Marktkorrektur nicht einverstanden war. Stattdessen war man im Zentralkomitee der Partei der Meinung, die Märkte steuern zu wollen und ersann rasch einen Maßnahmenkatalog. Unter anderem setzte man ein Drittel der Aktien dauerhaft vom Handel aus. Ferner untersagte man Unternehmensvorständen und Großaktionären den Verkauf ihrer Anteile. Außer einer kurzen Beruhigung bewirkten die getroffenen Maßnahmen aber das Gegenteil ihrer Intentionen, indem die Marktteilnehmer (zum großen Teil Privatleute) erkennen mussten, dass der Marktmechanismus von der Regierung außer Kraft gesetzt wurde. Derlei Eingriffe schaden der Markthygiene erheblich, weshalb mit einem längerfristigen Schaden zu rechnen ist. Man tut gut daran sich zu erinnern, wie die staatlichen Eingriffe in den Bankenbereich seit der Subprime-Krise in den USA die westliche Bankenwelt verändert hat, indem der marktwirtschaftliche Selektionsprozess ausgeschaltet wurde. Was etwa Deutschland angeht, so ist mittlerweile der Staat mit seiner Sparkassenorganisation der größte Spieler auf dem Bankenmarkt. 

Wildes Treiben an den chinesischen Börsen

Interessant in Bezug auf China ist der Vergleich der Inlandsbörsen Shanghai und Shenzhen mit ihrem seit Jahrzehnten etablierten Pendant aus Hong Kong. In der einstigen Kronkolonie Großbritanniens gingen die Kurse zuletzt um knapp 15% zurück, was einer durchaus normalen Korrektur entspricht. Die vielen ausländischen Kapitalanleger, die am Markt in Hong Kong aktiv sind, scheinen einen sehr beruhigenden Einfluss auf das dortige Marktgeschehen zu haben. 

In den Hintergrund ist mittlerweile das griechische Rettungstheater gerückt, nachdem ein vorhersehbares Zwischenresultat erreicht wurde. Insgesamt konnte man das Vorgehen kaum von einer Farce unterscheiden. Jedenfalls war gegenüber dem Dauerrettungszirkus die bekannte Echternacher Springprozession ein höchst gradliniger Vorgang. 

Während in Amerika die Quartalsberichtssaison der Unternehmen in vollem Gange ist, werden europäische Unternehmen vor allem den August zu ihren Zahlenveröffentlichungen nutzen. Die ersten Eindrücke aus den USA deuten auf eher schwierige konjunkturelle Rahmenbedingungen in Übersee, wozu nicht zuletzt der starke US-Dollar beiträgt. Vor allem der Industriesektor und die Rohstoffunternehmen haben tendenziell schwache Quartalsausweise vorgelegt. Zugleich wurden auch im Juli mehrere große Firmenübernahmen vermeldet, so z.B. die Übernahme von Allergan durch Teva in Höhe von gut vierzig Milliarden Dollar. Die These dürfte nicht gewagt sein, dass die Übernahmewelle andauern wird, solange die Zinsen historisch niedrig bleiben. Und wenngleich wir in den USA von einer leichten Zinserhöhung bei den Leitzinsen zum Ende des Jahres ausgehen, erwarten wir nicht, dass von den Notenbanken in der näheren Zukunft Gefahr für die Aktienseite ausgeht.  

Ihre Fondsmanager & Mitinvestoren,

 

Dr. Christoph Bruns  Ufuk Boydak