Unruhe bei Chinas Börsenlieblingen

Der Aufstieg Chinas in den letzten Jahrzehnten ist keineswegs nur auf industriell erzeugte Güter beschränkt. Zwar lässt sich weiterhin vom Reich der Mitte als Werkbank der Welt sprechen, jedoch übersieht diese Feststellung die Fortschritte und Entwicklungen in vielen anderen Wirtschaftssektoren.

Gerade wenn es um Digitalisierung geht, finden sich etliche chinesische Firmen auf vorderen Plätzen. Und für den Staat ist die Erlangung und Erhaltung der Datenhoheit von herausgehobenem Interesse. Die Dichte des chinesischen Überwachungssystems sucht seinesgleichen, wiewohl die Bürger in den westlichen Demokratien weit davon entfernt sind, keiner staatlichen Datenüberwachung ausgesetzt zu sein. Die diesbezüglichen Enthüllungen von Wikileaks und vor allem Edward Snowdens vor einigen Jahren haben zu Desillusionierungen bei vielen Menschen in Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika geführt.

Aber jenseits von Industrie und Digitalisierung ist in China mittlerweile auch ein großer Finanzmarkt herangewachsen. Von den Marktkapitalisierungen, die wichtige Unternehmen aus China aufweisen, können deutsche Dividendentitel nur träumen. Alibaba, das chinesische Pendant zu Amazon, weist einen Börsenwert von mehr als 500 Milliarden US-Dollar auf. Ähnlich sieht es bei Tencent Holdings, dem Medien- und Spieleriesen aus. Marktexperten ist klar, dass nur China ggf. das Potential hat, dem dominanten amerikanischen Aktienmarkt in der Zukunft Paroli zu bieten. In den letzten Jahren konnten chinesische Aktien auch an der Wall Street viel Kapital einwerben. Nun aber scheint diese Entwicklung zu einem Ende zu kommen, nachdem die chinesische Regierung zunächst dem Finanzkonglomerat Ant Group den Gang nach Amerika verweigerte und unlängst der chinesische Uber-Clon Didi Global an die kurze Datenleine Pekings genommen wurde.  In den USA gab die Börsenzulassungsbehörde Securities and Exchange Commission vor kurzem bekannt, zunächst keine weiteren Börsennotierungen chinesischer Unternehmen zu genehmigen. Zudem wurde bekannt, dass die USA beim niederländischen Ausrüster für Halbleiterproduktionen ASML interveniert hat, um den Verkauf entsprechender Fertigungsmaschinen nach China zu stoppen.

Die beschriebenen Entwicklungen stehen im Gesamtzusammenhang der Rivalität bzw. Streitigkeiten, die zwischen den USA und China nach der Amtsübernahme Donald Trumps ausbrachen und von dessen Nachfolger Joe Biden fortgeführt werden. In Washington besteht die Hauptstoßrichtung der Außenpolitik inzwischen darin, den wirtschaftlichen und militärischen Aufstieg Chinas abzubremsen. Aber im Gegensatz zu Trump versucht Präsident Biden dabei eine möglichst große Allianz aus Verbündeten zu schmieden mit der Folge, dass Europa und Japan unweigerlich in den Konflikt hereingezogen werden.

An der Börse führten die Eingriffe der chinesischen Regierung in den letzten Wochen zu derben Kursrückschlägen bei vormals beliebten Aktien. Wurde etwa die Emission von Didi Global Aktien zu 14$ vorgenommen, so kosteten die Papiere zuletzt nur noch etwas mehr als 10$. Wesentlich spektakulärer Verlief die Kursimplosion bei Gaotu Techedu. Dieser Titel aus dem digitalen Bildungssektor büßte ca. 95% seines Kurswertes ein.

Insgesamt müssen sich Anleger auf rauere Börsenzeiten bei China-Aktien einstellen, denn der Einfluss der Politik auf die Unternehmen nimmt stark zu. Für die global investierenden LOYS-Fonds stellt die veränderte Landschaft jedoch kein Problem dar, denn Aktien aus dem Reich der Mitte haben dort bislang keine signifikante Rolle gespielt.


Ihre

Fondsmanager und Mitinvestoren

Dr. Christoph Bruns               Ufuk Boydak       

Chicago,                                    Frankfurt a.M. am 31.07.2021