Tech-Aktien wieder quicklebendig

Nach einem Jahr Auszeit sind die Lebensgeister der Technologieaktien an der Börse wieder zurückgekehrt. Einige alte Börsenlieblinge setzten sich an die Spitze des Börsenzuges. Schwergewichte wie Apple, Amazon, Microsoft, Meta Platforms, Nvidia und Tesla weisen seit Jahresbeginn z.T. spektakuläre Kursgewinne auf und sorgen dafür, dass der Nasdaq-Index die Karawane der wichtigsten amerikanischen Indizes anführt.

Besonders dynamisch ging es zuletzt bei der Tesla-Aktie zu. Nach einem Kurssprung um ca. 70% ist der kalifornische Elektrofahrzeughersteller nahezu dreimal so wertvoll an der Börse wie alle deutschen Automobilhersteller zusammen. Und die Renaissance der Halbleiterhersteller verschaffte dem Schwergewicht Nvidia ein sattes Plus von ca. 45% in diesem Jahr. Überhaupt haben die Aktien von Chip-Herstellern und -Zulieferern eine beachtliche Trendwende vollzogen. Der gesamte Sektor zog in den ersten sieben Wochen des Jahres gemessen am Philadelphia-Semiconductor-Index um fast 20% an. Innerhalb des Sektors wussten die amerikanische ACM Research, die deutsche Elmos Semiconductor und der japanische Chipfabrikant Renesas Electronics besonders sportliche Anstiege auf das Börsenparkett zu legen.

Ungeachtet der Avancen bei Tech-Aktien erleben europäische Dividendentitel eine kräftige Wiederbelebung. Vor allem in Frankreich erklimmen die Aktienkurse, angeführt von den Luxusgüterkonzernen LVMH und Hermès, neue Höchststände. Die Beendigung der Null-COVID-Politik in China hat hier offenbar erhebliche Phantasie entfacht. Innerhalb der Eurozone sind inzwischen vier der fünf Aktien mit dem größten Börsenwert französisch. Neben den beiden genannten Unternehmen vervollständigen L‘Oréal und TotalEnergies das gallische Quartett. Mit seinem Börsenwert in Höhe von ca. 410 Milliarden Euro würde LVMH sogar in die Phalanx der zehn teuersten amerikanischen Unternehmen einbrechen, wenngleich nur am unteren Ende. Angeführt wird diese illustre Liste nach wie vor von Apple, das mittlerweile ein Börsengewicht von 2,25 Billionen Euro auf die Waage bringt. Übrigens ist damit Apple an der Börse ca. 50% mehr wert als alle im DAX versammelten Aktien zusammen.

Unbestritten gibt es einen positiven, langfristigen Zusammenhang zwischen dem Wohlstand eines Landes und dem Wert der dort beheimateten Unternehmen. Vielleicht könnte die Ampelregierung in Berlin dies als Anstoß nehmen, die Wohlstandsentwicklung in Deutschland einmal vor diesem Hintergrund zu analysieren. Im Übrigen eignet sich das Thema auch für die Lehrpläne an Schulen und Universitäten.


Aus Chicago

Ihr

Dr. Christoph Bruns