Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Veröffentlichung der Europäischen Zentralbank. Dabei geht es um das gigantische Anleiheportfolio, welches die Notenbank in den vergangenen zehn Jahren am Kapitalmarkt zusammengekauft hat. Damit war die EZB ihrem amerikanischen Vorbild – der Federal Reserve – gefolgt, die ihrerseits Anleihen im Wert von gut 8 Billionen US-Dollar akkumulierte. Bislang war man am Finanzmarkt davon ausgegangen, dass es sich bei den gigantischen Anleiheaufkäufen um eine vorübergehende Maßnahme handeln würde. Wie es in der Stellungnahme der EZB nun heißt, habe man seine Vorgehensweise überarbeitet und werde fürderhin ein „strukturelles Wertpapierportfolio“ dauerhaft halten.
Nun, so geht das. Die als vorübergehend titulierten und gepriesenen Krisenmaßnahmen der Notenbank mutieren recht still und lautlos zu einem dauerhaften Staatsfinanzierungsprogramm. In den Hauptstädten Europas wird man es ungeachtet der öffentlichen Krokodilstränen gerne hören. Vor allem jene Länder, die über besonders hohe Schuldenstände verfügen, dürften erleichtert sein, in der Zentralbank einen verlässlichen Finanzierungspartner zu besitzen. Dabei hatte es noch bei der Einführung des Euro im Jahr 1999 geheißen, Staatsfinanzierung durch die EZB sei bei der neuen Gemeinschaftswährung ausgeschlossen. Und überhaupt wurde seinerzeit überall verkündet, kein Land werde in dem neu geschaffenen Euro-Raum für die Schulden eines anderen Landes bürgen müssen. Inzwischen gibt es eigene Anleihen der EU und für die Verluste der EZB stehen die Mitgliedsstaaten gemäß ihren Anteilen gerade, ohne dass deren Parlamente gefragt wurden. Und über den Maastricht-Vertrag wollen wir den Mantel des Schweigens hängen, kein einziges Unterzeichnerland ist mehr willens, sich an die Vereinbarung zu halten.
Für den Anleihemarkt sind dies insofern gute Nachrichten, als nun ein für alle Mal klar ist, dass die Notenbanken stets als letzter und williger Retter bei drohenden Banken- und Staatspleiten bereitstehen. Dadurch ist das Risiko eines Engagements deutlich gemildert. Freilich verhindert der mit Abstand größte Marktteilnehmer durch seine Aktivitäten höhere Anleiherenditen für Anleger. Dies wiederum führt dazu, dass mit Geldanlagen in Staatsanleihen seit Jahren keine reale Vermögenserhaltung möglich ist. Davon profitieren wiederum die Aktienmärkte, die ohne künstliche staatliche Unterstützung auskommen und aktuell auf neue Höchstwerte zusteuern. Bedenkt man zusätzlich, dass Aktienanlagen trotz starker Diskriminierung gegenüber Staatsanleihen (z. B. steuerlich und bei der Unterlegung mit Eigenkapital) wesentlich bessere Anlageresultate erbringen, dann weist es sich einmal mehr, dass die vor nun fast 20 Jahren getroffene Entscheidung der LOYS AG, ein reinrassiges Aktienfondsmanagementhaus zu sein, im Sinne der Anleger goldrichtig war.
Ihre
Fondsmanager und Mitinvestoren
Dr. Christoph Bruns Ufuk Boydak
Chicago, Frankfurt a.M. am 31.03.2024